Gefangen

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Gesellschaftskritischer Dystopie-Roman. 

Klappentext

In einer Welt, die nur noch Frauen regieren, leben Männer in Zuchthäusern, um für ihr Sperma gemolken zu werden. Doch nicht alle Frauen sind davon begeistert. So auch Tia, die Teil einer Rebellengruppe ist, die sich um die Befreiung der Männer bemüht.
Als 6357 während des Melkvorgangs entkommt, löst er eine Kette aus Ereignissen aus, die beweisen, dass die Natur unaufhaltsam ist. Egal, was die Wissenschaft auch anstrebt. Es gibt Gefühle, die nicht verschwinden. Niemals ... 

Produktdetails

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  • Einband  Taschenbuch 
  • Altersempfehlung  ab 18 Jahren
  • Erscheinungsdatum  05.04.2024
  • Seitenzahl  292
  • Sprache  Deutsch 
  • ISBN  978-3-949750-21-2


Content-Notes

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  • Hass
  • Vergewaltigung
  • Folter
  • Sex
  • Drohung
  • Gewalt
  • Suizidgedanken
  • Verzweiflung
  • Tod

Leseprobe

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Schweiß lief seine Schläfe hinunter. Sein Herz raste in seiner Brust. Hastig und in kleinen Wölkchen stieg sein Atem vor seinem Gesicht auf. Seine Hand griff gehetzt nach der Mauer, um dort Halt zu finden. Immer schneller versuchte er, seine Beine voran zu treiben. Er durfte nicht stehen bleiben. Auch, als sich ein stechender Schmerz in seine Lunge bohrte, wurde er keinen Moment langsamer. Jede Sekunde, die er verlor, würde ihn näher an seinen Tod bringen. 

Er war sich nicht sicher, ob er sterben würde oder ob etwas schlimmeres mit ihm geschah. Würden sie ihn wieder dorthin zurückbringen? In diesen kalten, sterilen Raum? Ein Schauer lief über seinen Rücken und trieb ihn noch einmal an, schneller zu werden. Er wollte nicht dorthin zurück. Ja, dann doch lieber sterben.

„Wo ist er?“

„Er ist da lang!“

„Ich hab ihn hinter dieser Biegung gesehen.“

„Er kann nicht weit kommen.“

„Findet ihn! Er ist einer unserer wichtigsten Erzeuger!“

„Nur im allerhöchsten Notfall dürft ihr Gewalt anwenden!“

„Jawohl!“

Er stürmte weiter. Sein Körper protestierte unter dieser Belastung, doch er wollte nicht stehen bleiben. Alleine die Erinnerung an diesen Raum trieb ihn weiter. Dorthin wollte er nicht mehr. Nicht nachdem er diese unendliche Weite gesehen hatte. Er wollte frei sein. So lange es ging. Am besten bis zu seinem Tod.

Schritte wurden hinter ihm laut,doch er blieb nicht stehen, sondern rannte weiter. Erneut bog er um eine Ecke. Er wusste nicht, wohin er rennen sollte. Wo wäre er sicher? Gab es solch einen Ort für jemanden wie ihn überhaupt? Plötzlich erklang in der Ferne ein Schuss. Er zuckte wie unter einen Schlag zusammen und stoppte sogar kurz, um sich umzudrehen. Hinter ihm war niemand. Er war alleine. An diesem kalten Ort. 

Kurz erlaubte er sich, tief Luft zu holen, doch dann waren sie wieder da, die Schritte, und ließen sein Herz schneller schlagen. Sofort stürmte er wieder los. Ohne Ziel vor Augen. Bog um eine Ecke und wieder um die nächste. Versuchte auf diese Weise, so viele Haken wie möglich zu schlagen. Immer schneller und weiter, doch ohne Ziel schien seine Flucht unendlich zu sein. 

Bei dieser Erkenntnis kam die Verzweiflung zurück in seinen nackten Körper, der langsam zu frieren begann. Er hätte sich einen besseren Zeitpunkt zur Flucht aussuchen sollen, doch er wusste nicht, ob er solch eine Gelegenheit jemals wieder bekommen hätte. Menschen machten die gleichen Fehler meistens nicht zweimal.

Erneut bog er um eine Ecke und spürte, wie die Hoffnungslosigkeit in seinem Herzen größer wurde. Hier war niemand, der ihn auch nur in seine Nähe ließ. Er war an so vielen Frauen vorbei gelaufen, doch jede hatte panisch Abstand zu ihm genommen. Die ein oder andere hatte sogar geschrien. Nur kurz war der Gedanke in ihm erwacht, dass er jemanden ansprechen könnte. Doch sie würden ihm nicht zuhören, sondern weglaufen oder ihn sogar angreifen.

Schließlich kam er in einer Seitengasse an und versteckte sich zwischen zwei Mülltonnen. Er musste sich ausruhen und zu Kräften kommen. Seine Beine zitterten unter der Schwäche und Kälte, die sich immer mehr in seinem Körper ausbreiteten. Wo sollte er hin? Gab es für jemanden wie ihn überhaupt einen anderen Ort? Erneut kroch diese Verzweiflung in seine Gedanken, dass es kein anderes Leben für ihn gab, als diese zwei Räume, die ihn sein ganzes Leben begleitet hatten.

Nein! Das konnte nicht alles sein! Es musste mehr geben! Auch für ihn musste ein Ort der Freiheit existieren!

Er musste weiter. Nicht stehen bleiben. Nur nicht stehen bleiben. So zog er sich an der Mülltonne empor. Ihr Deckel rutschte herunter und ging krachend zu Boden. Er konnte den Impuls nicht unterdrücken einen kurzen Blick auf den Inhalt zu werfen und keuchte erschrocken auf, bevor er rückwärts gegen die andere Mülltonne stolperte. Sie fiel scheppernd zu Boden und spuckte ebenfalls etwas Grausiges aus. Nein, er wollte nicht erkennen, was es war, dennoch schlich es sich in seine Gedanken.

Der Anblick der beiden männlichen Babyleichen brannte sich auf seine Netzhaut und in seine Erinnerung, die noch nicht viel Abwechslung bot. Das konnte nicht wahr sein und doch wusste er, dass es normal war. „Ich hab dort hinten etwas gehört! Bestimmt ist es 6357!“ Erst die Stimme seiner Verfolgerin riss ihn wieder aus der Starre des Entsetzens und er stürmte erneut ohne Ziel los.

Er wollte gerade aus der Seitengasse rennen, als man ihn plötzlich herumriss und in ein Haus zerrte. Auf seinen Mund legte sich ein feuchter Lappen. Er versuchte, sich gegen den fixierenden Griff zu wehren, doch all seine Kraft war vergebens und seine Bewegungen wurden fahriger, als die Welt um ihn herum zu verschwimmen begann. Mit jeder Sekunde, in der seine Welt dunkler wurde, begriff er, dass seine Flucht vorbei war. Er hatte verloren...